In diesem Mytier Test gucken wir uns den generalüberholten Tier E-Scooter „Mytier“ an. Wir prüfen ihn auf Herz und Nieren und stellen fest, dass der 700€ Scooter viele Vorteile – und einige ganz entscheidenden Nachteile hat!
Eins vorweg: Der SXT MAX, auf dem der generalüberholte Mytier basiert, ist oftmals für nur 80€ mehr neu erhältlich! Und das, obwohl er keinen einzigen der Nachteile des Mytier hat!
Du willst einen E-Scooter kaufen?
Einen umfänglichen Vergleich der meisten E-Scooter mit Straßenzulassung findest du hier: E-Scooter mit Straßenzulassung im Vergleich
Tier, einer der größten E-Scooter-Sharing-Anbieter Europas, verkauft das Vorgängermodell der neuen Flotte seit einiger Zeit an Privatkunden. Generalüberholt, versteht sich. Wer von Anfang an beim Scooter-Hype dabei war, ist das Modell also sehr wahrscheinlich schon gefahren (wenn nicht, erhältst du aktuell mit dem TIER-Gutschein „NEWTIER“ 2 Freifahrten).
Man weiß also, es handelt sich um ein generalüberholtes Modell der Sharing Flotte, was dementsprechend robust und sicher sein muss. Doch wie schlägt sich der Sharing-Scooter im Privatkundentest?
Mytier-Test: Das Unboxing
Als der Postbote klingelt sind wir sehr gespannt. Wie wird das Modell aussehen? Können wirklich alle Schäden aus dem Sharing-Betrieb in einer Generalüberholung beseitigt werden? Gibt es zusätzliche Gimmicks oder Änderungen, die am Mytier vor der Auslieferung an den Privatkunden durchgeführt wurden?
Es klingelt. Als wir den Hörer betätigen antwortet der Paketbote: „Könnten Sie mir vielleicht helfen? Das Paket ist extrem groß und schwer…“ Gesagt, getan. Das rechteckige Paket ist deutlich größer – und schwerer – als beispielsweise beim bereits sehr gewichtigen IO HAWK Exit Cross. Kein Wunder also, dass Hilfe nötig ist. Rund 23 Kilogramm bringt der E-Scooter auf die Waage. Fast 4 Kilo mehr, als der Exit Cross.
Als wir die riesige Verpackung öffnen, erinnern wir uns plötzlich daran, warum das Paket nicht gerade transportfreundlich ist. Der Scooter hat keinen Klappmechanismus. Er musste also im Stehen transportiert werden. Was im Transport problematisch ist (dazu später mehr), zahlt sich natürlich im Sharing-Kontext aus:
Der Mytier ist ein robustes Lastentier, dass selbst den ruppigen Umgang mit unvorsichtigen Kunden verzeiht. Der Lenker ist starr und nichts kann wackeln. Das ist in der Langzeitbetrachtung natürlich von Vorteil: Je weniger bewegliche Elemente es gibt, desto weniger Verschleiß kann an diesen Elementen vorkommen. Darüber hinaus gibt es einige Konkurrenzmodelle (wie den Trekstor EG3178), bei denen sich der Klappmechanismus eher als Schwachstelle erwiesen hat.
Und auch die Generalüberholung scheint sich ausgezahlt zu haben. Unser Scooter sieht fast aus wie neu. Alles ist, wie man es schon von der Neueinführung des Sharing-Dienstes kennt – nur mit ganz kleinen, leichten Gebrauchsspuren an Verschleißteilen wie Schrauben.
Mytier-Test: Optik und Verarbeitung
Der Mytier ist fast baugleich mit dem SXT Max (siehe E-Scooter mit Straßenzulassung im Vergleich). Dieser kostet neu rund 990€, was sich in der Verarbeitung auch beim Mytier widerspiegelt.
Alles fühlt sich wertig und robust an. Gummierte Griffe und gute Druckpunkte bei Gasgriff, Bremsen und Co. sorgen für eine angenehme Haptik – auch im Gebrauch. Das bequem gummierte Trittbrett hat mit rund 48 Zentimetern eine solide Länge und trägt Personen bis 100 Kilo problemlos. So können auch längere Fahrten ohne Probleme absolviert werden.
Die 9,5 Zoll Reifen sind aus solidem Vollgummi und überstehen auch holpriges Terrain, Nägel und Scherben problemlos. Das Display ist in den Lenker integriert und auch die restliche Elektronik sieht nicht (wie es bei vielen anderen E-Scootern mit Straßenzulassung der Fall ist) aus, als wär sie nur aufgrund von Auflagen später hinzugefügt worden.
MyTIER im Alltagsgebrauch
Während alle anderen Bereiche des Scooters, wie die Verarbeitung oder die Robustheit, fast schon seinesgleichen suchen, findet man beim Gebrauch des Mytier einige große Gegenargumente!
Das spricht gegen den MyTIER E-Scooter:
Die maximale Reichweite beim Mytier ist mit 40 Kilometern angegeben. In unserem „Till-the-End“ Test schaffte der Scooter lediglich 26 Kilometer. Dass bei der Reichweitenberechnung Laborwerte greifen, ist klar. Die Differenz ist uns hier aber ein klein wenig zu groß.
Das Fahr- und Bremsverhalten ist vollkommen sicher, gut abgestimmt und macht einfach nur Spaß. Es ist das Drumherum, dass den Mytier auch mit einem starken Kampfpreis von 700€ für Privatkäufer eher kompliziert macht:
- Der E-Scooter ist trotz Generalüberholung immer noch für den Sharingdienst von Tier konzipiert. Öffnen und schließen lässt er sich deshalb ausschließlich mit der hauseigenen App. Wenn der Akku des Handys den Geist aufgibt, kann man den Scooter nicht mehr abschließen oder öffnen. Das ist in Zeiten intensiver Smartphone Nutzung natürlich ein riesen Nachteil!
- Der Lenkeinschlag des Scooters ist ziemlich begrenzt. Das führt zu abenteuerlichen Manövern, wenn man den Scooter schiebt. Im Fahrtgebrauch macht sich das jedoch kaum bemerkbar.
- Die Stoßdämpfer am Vorderrad könenn die fehlende Federung der Vollgummi-Reifen kaum ausgleichen. Kopfsteinpflaster und Co. werden so zur großen Herausforderung für Knie und Bandscheiben. Kein Vergleich zu den tollen Stoßdämpfern des On- und Offroad-Konkurrenten IO HAWK Exit Cross (hier geht’s zum Test).
- Das größte Manko des Mytier macht ihn für viele sicherlich zum No-Go: Durch die fehlende Klappbarkeit ist der Scooter nur sehr schwer im Auto zu transportieren – Kratzer in der Ladekante sind bei 23 Kilo kaum vermeidbar.
Noch viel entscheidender ist jedoch wahrscheinlich der Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln:
E-Scooter werden von Privatkäufern häufig für die sogenannte „letzte Meile“ zwischen Bahnhof und Arbeit/zuhause genutzt. Das bedeutet auch, dass E-Scooter viel in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden müssen.
Bei Scootern mit Klappmechanismus ist dies kein Problem, da sie zusammengeklappt in fast allen Fällen kostenfrei mitgenommen werden dürfen. Beim Mytier sieht es da schlecht aus. Aufgrund des fehlenden Klappmechanismus muss man für den Scooter in fast allen Fällen ein extra Ticket ziehen! Das macht den Scooter nicht nur unhandlich, sondern für Pendler auf Dauer auch finanziell schlichtweg unattraktiv. Für Menschen, die aufgrund der Abhängigkeit ihren E-Scooter einklappen können müssen, empfiehlt sich ein Blick auf den Fischer Ioco 1.0. Auch der SXT MAX, auf dem der Mytier ja eigentlich basiert, ist aufgrund seines Einklappmechanismus eine deutlich bessere (und nur geringfügig teurere) Wahl.
Fazit zum generalüberholten MyTIER E-Scooter
Der Mytier ist ein toller Scooter, der sich als Alternative zum Kauf des fast baugleichen, aber nur 80€ teureren SXT Max jedoch kaum lohnen kann. Für alle, die damit verlässlich lange Strecken fahren wollen, ist das Fahrzeug Preis-/Leistungs-technisch dennoch eine gute Wahl. Für Pendler, die auf Fahrten in Bus und Bahn angewiesen sind, eignet sich der Mytier eher nicht. Hier sollte man dann doch zum „Original“ SXT Max greifen. Darüber hinaus ist auch die Abhängigkeit vom Handyakku ein starkes Gegenargument, wenn man nicht ständig an eine rettende Powerbank denken müssen möchte. Zu guter Letzt macht auch das Gewicht den Scooter im Alltag eher schwieriger. Alles in allem handelt es sich dennoch um einen sehr hochwertigen und vor allem haltbaren Scooter, für den rund 700€ durchaus angemessen sind.
Aus diesem Grund erhält der Mytier im Scootervergleichs-Test eine Gesamtbewertung von 76%!
Wenn du dir unsicher bist, ob du den MyTIER E-Scooter kaufen solltest, haben wir vergleichbare Modelle für dich verglichen:
E-Scooter mit Straßenzulassung im Vergleich
Zubehör wie Helme und Schlösser für E-Scooter gibt es hier im Vergleich: